Langenhagen.
Aufgrund einer Ratsanfrage erfahren wir, daß die Stadtverwaltung das Gebiet 8
Weiherfeld Nordost kurzfristig bebauen möchte. Der geltende Beschluss des
Rates, nicht vor 2027 eine Bauleitplanung aufzustellen, soll also revidiert
werden.
Begründet wird dies damit, daß die vorhandene Infrastruktur eine frühere
Bebauung zulassen würde, weil die Schülerzahlen ab dem Jahr 2025 deutlich
sinken würden.
Sinnvoll sei es daher, die Bauleitplanung zeitlich so zu terminieren, daß zum
Zeitpunkt 2025 neues Bauland in die Vermarktung gehen könne, heißt es aus der
Stadtverwaltung.
Aber diese Aussage erfährt durch die neueste Bevölkerungsprognose für Langenhagen bereits Widerspruch. Denn in der Prognose wird festgestellt, daß „im Lauf der nächsten 15 Jahre die Kinderzahlen in allen Altersbereichen in Langenhagen erst deutlich ansteigen und dann zum Ende hin leicht sinken (werden).“ Bezogen auf die Grundschülerzahlen bedeutet dies einen Anstieg von derzeit etwa 2070 Grundschülern auf schlappen 2500 Grundschülern in fünf Jahren. Anschließend wird nach dieser Prognose ein Niveau von etwa 2450 Grundschülern jahrelang gehalten.
Angeblich abnehmende Schülerzahlen wurden bereits 2017 als Argument für die Weiherfelderweiterung vorgebracht. Stadtbaurat Hettwer befürchtete schon damals ein „Ausbluten“ der Grundschule Kaltenweide. Siehe:
http://derdreizack.de/2017/08/13/methoden-den-rat-zu-veralbern/
Die
Verwaltung lehrt uns hier zweierlei. Notfalls arbeitet die Führungsetage gerne
mit statistischen Daten, die völlig aus der Luft gegriffen sind, denn der
Verwaltungswille muß politisch ja irgendwie durchgesetzt werden.
Zweitens wissen wir aus leidvoller Erfahrung, daß die Stadtverwaltung mit ihren
Prognosen zu den Schülerzahlen und allgemein zu den Anforderungen der Schulen
zu keiner Zeit viel Glück hatte. Mit anderen Worten: Die städtischen Prognosen
gingen regelmäßig in die Hose. Stets waren die Zahlen viel zu niedrig
angesetzt. Und so wird es auch diesmal mit der vorliegenden neuen Prognose kommen.
Und zwar zwangsläufig – und in diesem Fall ohne ein individuelles Versagen
einzelner damit beauftragter Angestellter in der Stadtverwaltung.
Das “Corona-Jahr“ wird uns nämlich einige gesellschaftliche und wirtschaftliche Verwerfungen bescheren. Vorliegende Prognosen jeglicher Art sind Makulatur. Niemand weiß, wie wir am Ende des Jahres dastehen werden. Die Wirtschaft hat durch das Herunterfahren des öffentlichen Lebens schon jetzt einen unüberschaubaren Schaden erlitten. Die diesjährigen Steuereinnahmen der Stadt sind quasi pulverisiert. Alles was bezahlt werden muß, geht nur noch aus Kreditaufnahmen. Hinzu kommt die im Moment „vergessene“ Eurokrise mit ihren überbordenden Staatsschulden, die sich durch die neue Lage noch rasant vermehren werden. Wir schauen auf viele Unwägbarkeiten, bis hin zur Frage, in welcher Währung wir zukünftig überhaupt wohl noch bezahlen werden.
Wovon wir
aber aus historischer Erfahrung mit einiger Sicherheit ausgehen können ist, daß
durch die Corona-Krise und die daraufhin erfolgten umfangreichen politischen
Reaktionen der Rückzug ins Private und die neue Wertschätzung der Familie
nachhaltig ausgelöst wurden, mit der Folge, daß ab Januar 2021 die
Geburtenzahlen signifikant ansteigen werden. Ab dem Jahr 2026 ist daher mit
deutlich ansteigenden und nicht mit fallenden Schülerzahlen zu rechnen.
Zuvor aber, und zwar sehr kurzfristig, stellt sich die Frage, ob die vorhanden
Kapazitäten im Krippen- und Kindergartenbereich noch ausreichen. Bei dieser
Gelegenheit sollte auch die Frage aufgeworfen werden, ob es aus vielerlei
Gründen nicht viel besser ist, die Kleinkinder mindestens für die ersten drei
Jahre in der Familie zu belassen und dafür die Mütter (oder Väter) finanziell
deutlich zu unterstützen.
Der staatsgläubige Bürger darf schon mal gespannt sein, ob es der Politik und
der Verwaltung gelingen wird, hierzu sachgerechte Lösungen zu finden und ob dann
dafür das Geld überhaupt vorhanden sein wird.
Ich wünsche allen Langenhagenern einen schönen Wonnemonat Mai 2020 und empfehle, in einer vielleicht mal trostlosen Situation, ein erbauendes Gedicht oder in der Bibel zu lesen. Irgendwann wird es auch eine „Nach-Corona-Zeit“ geben.
Gerriet Kohls, Langenhagen-Kaltenweide
Der Wonnemonat Mai: